Um mehr Zeit fürs Netzwerken, den Austausch und eine intensive Auseinandersetzung mit dem Tagungsthema zu ermöglichen, fand die Jahrestagung UN-Konventionell diesmal gleich an zwei Tagen statt. Dabei war das Programm schon stramm.
In seinem Impuls-Referat stellte Jürgen Länge, Coach, Trainer und Moderator, Werkzeuge und Hilfsmittel in der Vorbereitung und Begleitung von Menschen mit Behinderung auf den ersten Arbeitsmarkt vor und gab ergänzende Informationen zu wissenschaftlichen Projekten und Internetseiten, die sich mit dem Thema der Sozialraumorientierung auseinandersetzen. Anschließend diskutierten die Teilnehmer in wechselnden Kleingruppen wichtige Fragen für Begleitung und Vermittlung: Wie bereite ich Außenarbeitsplätze vor und mit welcher individuellen Haltung, wie besetze ich betriebsintegrierte Arbeitsplätze oder begleite sogar auf den ersten Arbeitsmarkt? Dass auch die Diskussionsrunde am Ende des offiziellen Teils nicht den Schlusspunkt setzte, war klar: Die Gespräche gingen auch beim anschließenden gemeinsamen Abendessen weiter.
Am zweiten Tag standen drei Workshops zu verschiedenen Methoden, die Wünsche, Interessen und beruflichen Perspektiven von Menschen mit Behinderung herauszufiltern und sie in ihrem selbstbestimmten Weg zu unterstützen, auf dem Programm. Nach einem ersten Durchgang wurden sie wiederholt, damit alle Teilnehmer die Chance hatten, zumindest zwei der drei vorgestellten Konzepte kennenzulernen.
Als Referentin des ersten Workshops stellte Barbara Klamt das Züricher Ressourcenmodell vor. Mit dieser Selbstmanagementmethode, ursprünglich für Mitarbeiter der Industrie entwickelt, lassen sich die unausgesprochenen, inneren Wünsche und Ziele des Einzelnen erarbeiten, in Worten sichtbar machen und festhalten: Voraussetzung, um sie zu realisieren. Im Praxistest erprobten die Teilnehmer Methoden an sich selbst und in Kleingruppen − eine lebendige Vermittlung der Möglichkeiten des Modells.
Thema des zweiten Workshops: die Persönliche Zukunftsplanung (PZP). Sandra-Nicole Rohr von der Hamburger-Arbeitsassistenz stellte diese Methode, mit Klienten Wünsche „auszugraben“ und Perspektiven zu entwickeln, und ihre Werkzeuge vor. Praxisnahe Beispiele brachte den Teilnehmern viele Anregungen, wie sie die PZP in ihrer Arbeit sinnbringend anwenden können. Merke: Es gibt nicht nur eine Herangehensweise. Denn PZP ist eine sehr individuelle Methode, die sich an den involvierten Personen (Klient und Unterstützer) und bestehenden als auch neu erschlossenen Möglichkeiten orientiert und eine Vielzahl von Werkzeugen und Instrumenten bereit hält, die auch einzeln passgenau angewendet werden können.
Der dritte Workshop befasste sich mit der Methode Life/Work-Planing. Unter der Anleitung von Trainer John Webb beschäftigten sich die Teilnehmer mit der Frage, wie man einen passenden Arbeitsplatz findet. John Webb breitete die klassischen Methoden aus und erläuterte jeweilige Vor- und Nachteile. Dann waren die Teilnehmer gefragt, sie mussten unterschiedliche Perspektiven einnehmen - ein zentrales Moment dieser Methode: Was will, was braucht der Arbeitsmarkt, was der Unternehmen/Arbeitgeber und schließlich was der Suchende. Auch hier steht das Herausschälen der Wünsche und Ziele des Suchenden im Mittelpunkt − mit Fragen wie: Was kann ich? Was will ich? Was will der Arbeitgeber von mir? Und: wie bekomme ich den Arbeitsplatz? Ein lebendiger Workshop, der den Teilnehmern alternative Handlungswerkzeuge vermittelte, um gemeindenahe Arbeitsplätze zu generieren.
Eine gelungene Veranstaltung, die viel Stoff für weitere Überlegungen und viel neues Handwerkszeug im Alltagsbetrieb bot. So jedenfalls der Tenor zahlreicher E-Mails, die UN-KONVENTIONELL im Nachgang erreichten.
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