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Gleichgestellten glaubt man eher

Die Themen dieses Newsletters
  1. Fachtagung 2016: Der rote Faden im Vermittlungsprozess
  2. Fachtag "Arbeitssicherheit auf Außenarbeitsplätzen"
  3. Betriebliche Arbeitsplätze nutzen das Peer-Konzept
  4. Werkstättenmesse 2016

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Information, Beratung oder Unterstützung von Gleich zu Gleich ist besonders effektiv, weil Kommunikation auf gleicher Augenhöhe die Akzeptanz verbessert. Im englischsprachingen Raum hat sich für dieses Vorgehen der Begriff des Peer-Counceling eingebürgert und sein Einsatz gewinnt an Bedeutung - beispielsweise in der Therapie psychisch Erkrankter.

Mit der Stärkung der Eigenverantwortung behinderter Menschen hält das Konzept nun auch in die berufliche Teilhabe Einzug. In diesem Newsletter erfahren Sie, wie es im Bereich der betriebsintegrierten Arbeitsplätze umgesetzt wird.

Zuvor stellen wir Ihnen die Themen der UN-Konventionell-Jahrestagung im März vor und laden Sie ein zur Fachtagung Arbeitssicherheit in Köln.

Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand von UN-Konventionell e.V.




Fachtagung 2016: Der rote Faden im Vermittlungsprozess


Fachtag "Arbeitssicherheit auf Außenarbeitsplätzen"

Cover Veranstaltung

Der jährliche Fachtag zum Thema Arbeitssicherheit findet diesmal am 19. April statt. Die Referenten sind Thomas Lüning, selbständiger Ingenieur, der auch für WfbMs und die BGW arbeitet und Petra Draband von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst


Betriebliche Arbeitsplätze nutzen das Peer-Konzept

Betriebliche Arbeitsplätze nutzen das Peer-Konzept


Peer – dieser englische Begriff bedeutet gleichgestellt oder ebenbürtig zu sein. Peer-Counceling heißt Beratung oder Unterstützung von Gleich zu Gleich. Dabei kann es sich um Wissensvermittlung unter gleichaltrigen Schülern, eine Kommunikationsform im IT-Bereich oder ein Beratungsangebot in der Psychiatrie handeln. Immer basiert es auf einer Beziehung auf Augenhöhe. Die Beteiligten teilen die gleichen Erfahrungen, gleichen Werte und Einstellungen, gleichen Kommunikationsformen. Die Erfahrung zeigt: Ebenbürtigkeit erleichtert die Beratung und den Austausch. Gleichgestellten glaubt man eher.

Auch im Bereich der Behindertenhilfe hält das Peer-Prinzip zunehmend Einzug, etwa da, wo erfahrene Beschäftigte „Neulingen“ von den eigenen Erfahrungen berichten. Bei den Elbe-Werkstätten in Hamburg sind beispielsweise seit September 2015 zehn Peer-Experten im Einsatz, die auf ausgelagerten Werkstattplätzen arbeiten. Sie berichten andern Interessierten davon, wie sie ihren eigenen Weg gefunden und welche beruflichen Entwicklungen sie durchlaufen haben. Ihr „Positiv-Beispiel“ wirkt ermutigend auf die, die sich dafür interessieren, diesen Schritt zu gehen: Sie nehmen ihnen die Angst vor der Veränderung. Peer-Experten machen auch Eltern Mut und stehen Gruppenleitern und Sozialpädagogen selbstbewusst Rede und Antwort.

Arbeitsbegleiterin Brigitte Plemper berichtet: „Unser Vorbild war die Hamburger Arbeitsassistenz, die schon 2009 eine Peer-Experten-Gruppe gegründet und eine Schulung entwickelt hat. Schnell war uns klar: Auch unsere TeilnehmerInnen brauchen erst einmal eine fundierte Schulung. Also haben wir das Know-how der Arbeitsassistenz gebucht und zehn TeilnehmerInnen schulen lassen.“ An sechs zweitägigen Terminen zwischen Februar und Mai 2015 schulte die Arbeitsassistentin Sandra Rohr die angehenden Peer-Experten. Sie beschreibt ihr Konzept so: „Wir üben sehr konkret, mit Fremden und mit Lampenfieber umzugehen und sicher aufzutreten. Und wir erarbeiten Materialien wie eine ‚Landkarte des eigenen Wegs‘. Die TeilnehmerInnen erinnern sich an ihren beruflichen Werdegang, daran, welche Schwierigkeiten es gab, welche Stärken sie entwickelt und was sie erreicht haben. Sich das bewusst zu machen und zu reflektieren, zeigt ihnen: Ich habe Erfolge vorzuweisen, ich habe etwas zu sagen. Wesentliche Elemente des Konzepts stammen aus der Methode der Persönlichen Zukunftsplanung.“ Einen der ersten Einsätze hatten zwei der frisch ausgebildeten Peer-Experten Anfang September bei einer 53° Nord-Tagung in Hamburg. Gemeinsam mit zwei Kollegen von der Hamburger Arbeitsassistenz präsentierten sie das Peer-Konzept und ihre Arbeit in Betrieben vor Sozialpädagogen aus Werkstätten.

Das Spektrum der öffentlichen Auftritte ist bunt gestreut: Die Peer-Experten der Arbeitsassistenz referieren vor Arbeitsbegleitern, auf Elternabenden, auf Veranstaltungen zum Thema Übergang Schule-Beruf oder geben Sozialpädagogik-Studenten an ihrem Arbeitsplatz Auskunft. Das wichtigste Einsatzgebiet der Elbe-Peers liegt in der Vorbereitungsgruppe für Außenarbeit. „Beschäftigte haben dort auch früher schon gelegentlich von ihrem Arbeitsplatz berichtet, aber seit der Schulung vermitteln die Peer-Experten ihr Wissen und ihre Erfahrung in einer ganz anderen Qualität.“, erläutert Stephanie Roloff von den Elbe-Werkstätten.

Ihr Kollege Rainer Schmidt sieht die Peer-Experten als Anstoß für ein Umdenken in der Werkstatt: „Werkstattangestellte meinen genau zu wissen, was für die Beschäftigten richtig ist und was nicht. Das Peerkonzept stellt dieses Denken in Frage.“

Sandra Rohr registriert für die Hamburger Arbeitsassistenz einen ähnlichen Effekt: „Auch bei uns ist durch die Peers ein Nachdenken in Gang gekommen: Warum sind bei Vorstellungsgesprächen keine ehemaligen TeilnehmerInnen dabei? Warum sind im Beirat keine Menschen mit Lernschwierigkeiten? Und Kollegen mit Lernschwierigkeiten haben wir auch nicht. Irgendwann fragt man sich, ob man nicht noch einen Schritt weitergehen kann. Das ist ein Stein, der ins Rollen kommt.“



Werkstättenmesse - Halle 12, Stand 135

Auch in diesem Jahr sind wir als Verein auf der Werkstättenmesse in Nürnberg vertreten. Die Messe findet statt vom 14.bis 17. April. Wir freuen uns auf Ihren Besuch am Stand 135.